Die Kranken- und Genesungsgeschichte von Ingrid M.

  • s14 liebe Mitglieder,

    ich stelle euch hier von der Leiterin der Guaifensinselbsthilfegruppe aus Tübingen die Krankengeschichte ein. Sie ist - im Gegensatz zu Dora Maier - sehr an eine Zusammenarbeit mit unserem Forum interessiert. Leider konnte sie am vorigen Treffen in Wadern nicht teilnehmen. Doch sie schlug uns vor, in diesem Jahr wieder ein Treffen speziell mit uns leitenden Mitgliedern durchzuführen. Birgit und ich haben uns wieder für die letzte Novemberwoche und wieder in Wadern entschieden. Ingrid M. wird mit einem Zahnarzt im Rentenstand / ebenfalls ein Betroffener, der die Therapie etwa 3-4 Jahre macht, per Auto kommen.

    Wer von unserem Forumsteam (oder auch andere aktive Mitglieder) an diesem Treffen teilnehmen will, sollte sich dafür den 28. November, es ist ein Montag freihalten.

    Und nun die Kranken- und Genesungsgschichte von Ingrid M.
    im nächsten Beitrag.

    Weitere Krankengeschichten von Mitgliedern dieser Selbsthilfegruppe werden folgen.

    Liebe Grüße

    eure Isabell

  • Meine lange Fibromyalgiegeschichte und mein jetziger Zustand
    von Ingrid M. Sie leitet schon viele Jahre die Guaifenesinselbsthilfegruppe in Tübingen.


    Ich bin 58 Jahre alt, habe die Fibromyalgie wohl seit meiner Kindheit. Hatte in der Schule eine schwere Zeit.
    Konzentrationsstörungen, Fibronebel, Sehstörungen, verschiedene Schmerzen an verschiedenen Körperteilen, Zahnprobleme, oftmals Entzündungen usw. Wir kennen ja die ganze Litanei, Arztbesuche usw.
    Erst im Jahr 2000 fand ich einen Arzt, der mir Fibromyalgie bestätigt hat. Das heißt, kurz vorher kam ich in ein Krankenhaus in Tbg. Und „zufällig" zu einer Zimmerpatientin, die Fibromyalgie hatte. Nach regem Austausch bescheinigte sie mir auch diese Krankheit. Ich kaufte mir sofort ein Buch über Fibro und da war es mir auch klar.
    Inzwischen ging es mir ganz schlecht, ich konnte keine Hausarbeit mehr erledigen, geschweige denn arbeiten. Als Notfall kam ich in die Reha. Die Behandlung dort half mir nicht besonders weiter, aber wir waren dort eine ganze Fibrogruppe und da war mir klar: „Du stehst nicht allein da, es ist keine Einbildung, du bist kein Hypochonder für den dich die Ärzte hielten.

    Die Schulmedizin, die ich von der Reha erhielt, machte mich noch kränker - die Nebenwirkungen waren genau wie die Symptome. Ich merkte, wenn es besser gehen soll, muss ich mein Leben selbst in die Hand nehmen.
    Eine Freundin erzählte mir von Guaifenesin. Ich wollte mehr darüber wissen und lud diese zur Info ein. Danach besorgte ich mir sofort aus Neuseeland die Kapseln.
    Ich habe damals gleich mit 600 mg morgens und abends angefangen, weil ich etwas stärker in der Figur bin. Das war Ostern 2003.
    Ja ich nehme seit über 8 Jahren Guaifenesin und das Leben ist wieder „lebenswert".
    Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich nach langer Zeit wieder ein Buch lesen konnte und es auch verstanden habe. (Vorher war es mir unmöglich zu lesen - die Buchstaben sah ich, aber ich verstand es nicht, ich dachte ich hätte Alzheimer.)
    Das war eine Freude, inzwischen habe ich viele Bücher gelesen, mich mit Freunden getroffen, die nun nicht mehr vor einer verschlossenen Tür standen, weil ich es vergessen hatte und weg war. Oftmals hatte ich damals mein warmes Essen auf dem Herd vergessen und es war schwarz.
    Ja,mir geht es richtig gut mit Guaifenesin, meine Dosis ist 2 x 1800 mg = 3600 mg. Ich gehöre also zu den wenigen, die diese hohe Dosierung benötigen.

    Zur Zeit habe ich keine Schmerzen. Im letzten Monat hatte ich etwas Stress durch verschiedene Reisen und Tätigkeiten. Aber ich habe es trotzdem gut durchgestanden.

    Ich möchte allen Guaifenesinanwendern Mut machen durchzuhalten, die genaue Dosis zu finden, Salicylate zu meiden und evtl. Diät zu halten. ES LOHNT SICH!!

    Ich bin auch gern bereit, über dieses „Wunder" zu sprechen und darauf hinzuweisen - denn die Dunkelziffer von Fibromyalgiekranken ist noch ziemlich hoch und die Schulmedizin weicht nicht ab von anderen Meinungen wie „Gestörte Schmerzwahrnehmung", „Schmerzgedächtnis". Es ist klar, dass es auch um wirtschaftliche Aspekte geht. Die Pharmazie steht dahinter und manche Ärzte schicken einen lieber zweimal im Jahr in eine Rheumaklinik und verschreiben Lyrica (mit Gewinn). Das habe ich nicht mehr nötig.
    Ich habe mein Leben selbst in die Hand genommen und ein neues Leben gewonnen.

    Diese Krankengeschichte wurde von Ingrid M. für uns aufgeschrieben. Sie leitet schon viele Jahre die Guaifenesinselbsthilfegruppe in Tübingen.