Hallo Judith Dagota,
habe am Donnerstag mit deinem Buch angefangen und bin bereits bei der Hälfte angekommen. Als Betroffene und ehrlich gesagt benutz ich hier wirklich lieber das Wort " Überlebende" ( deshalb weil wir alle noch den Mut haben dem Leben ins Auge zu schauen) möchte ich dir für deinen Mut gratulieren. Ich finde es ausgesprochen mutig, dass du in deinem Buch eine Tatsache ansprichst die in vielen von uns das Gefühl "schuld zu sein" verstärkt hat und viele daran hindert überhaupt über ihr Erleben zu sprechen. Ich weiss von Leidensgenossinnen das sie sich selber sagen," wenn ich etwas dabei empfunden habe, dann kann es ja nicht so schlimm sein, dann habe ich es vielleicht sogar herausgefordert." Nein verdammt, natürlich erlebt ein missbrauchtes Kind, wenn sein Geschlecht manipuliert wird einen Orgasmus. Aber das heisst noch lange nicht das es diesen gewollt hat!! Und es heisst noch lange nicht, das es versteht was da geschieht. Und deshalb danke für denien Mut dies anzusprechen. Mir ist während des Lesens noch etwas bewusst geworden. Und dies ist etwas was in einem Fachbuch, selbst wenn es noch so gut ist, nicht bewirkt werden kann. Es kann deshalb nicht bewirkt werden, weil die Autoren in der Regel aus Beobachtungen und aus Untersuchungen beschreiben und nicht aus dem hautnahen Erleben heraus. Durch die Art wie du dein Erlebtes beschreibst, durch deine Gefühle die dort mitschwingen, baut jemand der genau weiss was du dort beschreibst Gefühle der Wut auf. Mir ging es zumindestens so, ich war und wurde immer wütender auf deinen Bruder. Und plötzlich wurde mir bewusst, das ich durch diese Wut, meine Wut auf meine Täter viel einfacher zulassen konnte. Ich konnte sie beim Lesen auf deinen Bruder übertragen, aber dennoch spüren, das es "meine" ureigenste Wut ist. Ich denke du verstehst was ich dir damit sagen will. Mr ist dabei klar geworden, das somit Bücher von Betroffenen nicht nur Therapie für den Autor sein kann, sondern auch Therapie für andere Betroffene. Denn ich glaube das es vielen von uns schwer fällt die Wut auf den Täter zuzulassen. Liebe Grüße Hexe
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Hallo Judith, Hallo Hexe,
ich frage mich, ob ich als ein "Mann" überhaupt die Berechtigung habe, mich zu diesem Thema zu äussern. Wenn ich höre und lese, was Euch widerfahren ist, erfüllt es mich mit Scham, dass in den meisten Fällen leider Menschen meines Geschlechts zu so etwas fähig sind. Bedauerlich ist auch die Zunahme dieser Übergriffe in der heutigen Zeit. Ich kann Hexe nur beipflichten, auch als ein nicht Betroffener, ist mir beim Lesen der ersten Seiten bereits aufgefallen, dass hier eine Insiderin am Werke war. Wird es einige wachrütteln? Das Buch werde ich nächste Woche mit in den Urlaub nehmen, um es dort in Ruhe fertig zu lesen. Noch einmal alles Liebe und Gute Hippie
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Hallo lieber Hippie,
:s02 nein, ich kann mich Deinem Bericht nicht anschließen. Ganz im Gegenteil, ich finde es sehr gut, dass Du als MAnn ebenfalls dieses Buch liest. Denn wie Judith Dagota ja in ihrem Buch auch zum Ausdruck brachte, hatte sie doch zunächst sehr auf die Stärke und Geborgenheit zu ihrem Bruder gebaut. ( und als Wunsch bestand ja dieser Gedanke während der gesamten Kindheit, ja sogar darüber hinaus ) Und dadurch entstehen ja sicher auch die schlimmsten psychischen Konflikte, dem ein Kind nicht gewachsen ist. Ich weiß, dass Judith Dagota auch alle männlichen Leser mit ihrem Erleben wachrütteln will. Ich sehe es eher so, dass man durch so ein dargelegtes Schicksal besonders als Mann erkennt, welche verheerenden Auswirkungen diese sexuellen Übergriffe hervorrufen. Und das man als das stärkere Geschlecht eben nicht wegsehen oder bagatellisieren soll. Je mehr Erwachsene sich wachsam verhalten, um so weniger Perversen wird es gelingen, weitere Opfer zu finden. Übrigens sind die Opfer ja sowohl Mädchen als auch Jungen. Ich wünsche Dir einen schönen erholsamen Urlaub und bleib' uns auch weiterhin erhalten Tschüssiiiiiiiiiiiiiiii JudithD